WP Titting
Endmontage WEA
Foto: Vensys
WP Pollenfeld
Anlage 1 im Spätherbst
WP Bischberg
Hybridturm, Endmontage Rotor
Foto: Max Bögl Wind AG
PV Thannhausen
Erster Bauabschnitt, Modultischreihen
PV Thannhausen
Erster Bauabschnitt, Modultischreihen
PV Thannhausen
First Solar Dünnschichtmodule
WP Bischberg
Kletterkran mit fertiger WEA
Foto: Max Bögl Wind AG

"Schneefallgrenze würde 500 Meter höher liegen als heute"

Demnächst wird über ein neues Klimaabkommen zur Treibhausgasreduktion verhandelt. Weshalb diese Reduktion für das Klima so wichtig ist und dass auch das PET-Recycling dabei eine grosse Rolle spielt, erklärt der Berner Professor Thomas Stocker. Er wurde kürzlich für den Vorsitz des Weltklimarates vorgeschlagen.
 
PETflash: Herr Stocker, die Weltgemeinschaft will Treibhausgase reduzieren. Trotzdem gibt es immer noch viele Skeptiker, die behaupten, Kohlendioxid (CO2) sei doch eine nützliche Substanz für das Pflanzenwachstum.
 
Thomas Stocker: Der Eindruck täuscht. Viele Skeptiker sind es wirklich nicht mehr, aber sie kommen in den Medien ungewöhnlich oft zu Wort. Kohlendioxid ist tatsächlich eine für die Pflanzen lebensnotwendige Substanz. Wir sprechen aber nicht vom natürlichen Kohlenstoffkreislauf, sondern über die Effekte der zusätzlichen CO2-Moleküle, die durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas in die Atmosphäre gelangen. Bereits ein kleiner Anstieg der CO2-Konzentration hat eine messbare Erwärmung der Erdoberfläche zur Folge. Heute ist die Konzentration
bereits 30 Prozent höher als je zuvor in den letzten 800‘000 Jahren.
 
Wie hat sich die globale Erwärmung in den letzten 100 Jahren entwickelt?
 
Thomas Stocker: Seit 1900 ist die weltweit gemittelte Temperatur an der Erdoberfläche um etwa 0.85 Grad angestiegen; in der Schweiz um etwa 1.7 Grad. Der Weltozean hat sich bis auf 2 km Tiefe erwärmt und seit 1970 etwa 250 Millionen Terawattstunden Energie aufgenommen. Zum Vergleich: ein Kernkraftwerk liefert in einem Jahr etwa 7 Terawattstunden Energie. Extreme Wetterereignisse sind dadurch häufiger geworden und der globale Wasserhaushalt hat sich messbar verändert. Der Meeresspiegel ist seit 1900 um 19 cm angestiegen, Gletscher schmelzen und Grönland sowie die Antarktis verlieren Eis. 
 
Der Weltklimarat hat das so genannte 2-Grad-Ziel festgesetzt. Das ist ein Vorsatz, die Erderwärmung auf 2 Grad Celsius gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung (Mitte 19. Jahrhundert) zu begrenzen. Können mit diesem Ziel die wahrscheinlichen Folgen des Klimawandels bekämpft werden?
 
Thomas Stocker: Nur eine Beschränkung der Erwärmung wird deren Auswirkungen auf einem erträglichen Mass halten und den gefährlichen Einfluss des Menschen auf das Klimasystem verhindern. 2 Grad Celsius Erwärmung ist keine magische, jedoch politisch vereinbarte Grenze. Leider ist das 2-Grad-Ziel bereits sehr ehrgeizig, bei anhaltenden CO2-Emissionen wird es in wenigen Jahren unerreichbar sein.
 
Auch die Schweiz hat sich zu diesem 2-Grad-Ziel verpflichtet. Mit welchen Auswirkungen muss die Schweizer Bevölkerung mittel und langfristig rechnen, wenn wir dieses Ziel nicht erreichen?
 
Thomas Stocker: Steigt die Temperatur um mehr als diese 2 Grad, dann dürften die Auswirkungen für uns unbeherrschbar werden. Doch schon bei einer 2-Grad-Erwärmung weltweit würde sich das Gesicht der Schweiz stark verändern: Im Jahresmittel wäre es hierzulande ca. 3 Grad wärmer und im Winter würde die Schneefallgrenze etwa 500 Meter höher liegen als heute. Die Gletscher würden weiter massiv zurückgehen.
 
Als einfacher Bürger ist man angesichts der grossen Aufgabe fast dazu geneigt, die Verantwortung auf Politik und Wirtschaft abzuschieben. Glauben Sie, man kann tatsächlich selbst etwas gegen die Klimaerwärmung tun? Was machen Sie in Ihrem privaten Alltag dagegen?
 
Thomas Stocker: In unserem Land ist jeder Stimmberechtigte Teil der Politik. Wenn es uns zum Beispiel gelingt, bei energiepolitischen Vorlagen nicht nur an die Kosten, sondern auch an deren Folgen für den Klimawandel zu denken, werden unsere Entscheide in die richtige Richtung gehen. Denn um den Klimawandel zu beschränken, braucht es einen weltweiten Wechsel von der klassischen Energiegewinnung durch fossile Brennstoffe zu den erneuerbaren Energien. So wie jeder CO2-Emissionen verursacht, sei es direkt durch das Heizen oder indirekt durch den Konsum, ist auch jeder Teil der Lösung. Ich selbst achte bei Lebensmitteln auf lokale und saisonale Produkte, fahre möglichst wenig Auto, trenne meinen Abfall und verbessere zurzeit die Energieeffizienz unseres Hauses.
 
Denken Sie, dass das Recycling von PET-Getränkeflaschen eine wirkungsvolle Massnahme im Kampf gegen den Klimawandel ist?
 
Thomas Stocker: Das allein genügt natürlich nicht. Es ist aber ein wichtiger Beitrag aus zwei Gründen: Erstens werden Treibhausgase und Rohstoffe eingespart. Zweitens, und noch viel wichtiger, ist es ein Bekenntnis. Nämlich, dass komplexe Rohstoffe, die knapp sind oder in denen sehr viel Energie steckt, konsequent rezykliert werden müssen. Die moderne Industriegesellschaft muss es schaffen, Materialzyklen zu schliessen und wertvolle Rohstoffe nicht wie heute zu verschleudern. Das PET-Recycling ist ein ausgezeichnetes Beispiel und ein sinnvoller Beitrag, das eigene Verhalten gegenüber Rohstoffen zu überdenken und zu verändern.